In der Mobilfunktechnik spielen sowohl der BSC (Base Station Controller) als auch der RNC (Radio Network Controller) eine zentrale Rolle in der Steuerung des Funkschnittstellen-Netzes. Sie befinden sich jeweils in unterschiedlichen Generationen der Mobilfunkarchitektur und übernehmen vergleichbare, aber an die jeweilige Technologie angepasste Aufgaben.
Grundlegende Definitionen
Was ist ein BSC?
Der BSC ist eine Netzwerkeinheit im GSM-System (2G), die für die Verwaltung mehrerer BTS (Base Transceiver Stations) zuständig ist. Der BSC vermittelt zwischen der Funkzugangsseite und dem Core-Netz, insbesondere mit dem MSC (Mobile Switching Center). Seine Hauptaufgabe ist die Kontrolle und Koordinierung aller BTS-Einheiten innerhalb einer Zelle oder eines Zellbereichs.
Der BSC fungiert also als Vermittlungsstelle zwischen den Basisstationen und dem Core-Netzwerk und übernimmt verschiedene Funktionen wie Ressourcenverwaltung, Handover-Entscheidungen und Leistungsoptimierung.
Was ist ein RNC?
Der RNC ist das funktionale Gegenstück des BSC im UMTS-Netz (3G). Er ist zuständig für die Verwaltung und Steuerung mehrerer Node B (entspricht BTS in 2G) im 3G-Netz. Der RNC kommuniziert auf der einen Seite mit den Node B über die Iub-Schnittstelle und auf der anderen Seite mit dem Core-Netz über die Iu-Schnittstelle.
Der RNC übernimmt dieselben grundlegenden Aufgaben wie der BSC, ist jedoch für die Anforderungen der 3G-Technologie (z. B. paketbasierte Datenübertragung, höhere Bandbreiten) optimiert. Zudem ist er in der Lage, komplexere Funkressourcen zu verwalten und mehrere Datenströme gleichzeitig zu steuern.
Funktionen von BSC und RNC im Vergleich
Funktion | BSC (GSM) | RNC (UMTS) |
---|---|---|
Verwaltung der Funkressourcen | Ja | Ja |
Handover-Steuerung | Interne & externe Übergaben | Soft & Hard Handover |
Verbindung zum Core-Netz | Via MSC | Via IuCS (Circuit) & IuPS (Packet) |
Verbindung zu Funkstationen | Über Abis-Schnittstelle | Über Iub-Schnittstelle |
Kompatible Technologie | 2G (GSM) | 3G (UMTS) |
Technologische Unterschiede
Im GSM-System sind die Funkverbindungen in Kanälen organisiert, während im UMTS-System eine breitbandige WCDMA-Technologie (Wideband Code Division Multiple Access) zum Einsatz kommt. Dadurch benötigt der RNC ein deutlich komplexeres Ressourcenmanagement als der BSC.
Im Gegensatz zum BSC, der hauptsächlich circuit-switched Daten verarbeitet (z. B. Telefonie), ist der RNC auch für packet-switched Daten zuständig, wie etwa Internetzugänge. Das bedeutet, dass ein RNC gleichzeitig Sprach- und Datendienste verwalten kann – ein klarer technologischer Fortschritt gegenüber dem BSC.
Typische Aufgaben im Detail
- Handover Management: Der BSC entscheidet bei GSM über die Übergabe eines Nutzers von einer Zelle zur anderen. Der RNC kann zusätzlich „Soft Handovers“ durchführen, bei denen ein Gerät gleichzeitig mit mehreren Node B verbunden ist.
- Funkressourcenverwaltung: Beide kontrollieren, welche Frequenzen und Kanäle verwendet werden. Im Fall des RNC geht dies deutlich komplexer über Codes und Slots bei WCDMA.
- Power Control: Sowohl BSC als auch RNC regulieren die Sendeleistung der Endgeräte, um Störungen zu minimieren und Kapazitäten optimal zu nutzen.
Modernisierung und Zukunft
Mit dem Übergang zu LTE und 5G wurden BSC und RNC in ihren traditionellen Formen obsolet. In LTE gibt es kein zentrales Steuerelement wie BSC oder RNC mehr – stattdessen wird die Steuerung dezentral von eNodeB übernommen, in 5G von gNodeB mit zentralen und dezentralen Komponenten (CU/DU). Diese moderne Architektur reduziert die Latenz und verbessert die Effizienz im Netz.
Dennoch sind BSC und RNC heute noch in vielen Mobilfunknetzen aktiv, besonders in Regionen, in denen 2G und 3G weiterhin verwendet werden. Sie bilden das Rückgrat der klassischen Mobilfunktechnik und haben den Weg für heutige Mobilfunkarchitekturen geebnet.